Kruzifixstreit und die Abschaffung von Religionsunterricht und Kirchensteuer
Vergessen ist die Zeit, als die christlichen Religionen Europa ein ausdrucksstarkes Gesicht der Aufklärung, des Humanismus und der Wissenschaft gegeben haben. Das Gedankengut der christlichen Lehre ist zwar in vielen Ländern Europas, als Grundbaustein in den Verfassungen verankert. Angekommen im 21sten Jahrhundert, leiden aber offenbar nicht wenige unter einer verquerten Form von „Kirchenangst“.
Forderungen nach Abschaffung des Religionsunterrichts, nach Entfernen der Kreuze aus den Klassenzimmern, nach Abschaffung der Kirchensteuer widersprechen aber offenbar der Meinung der Bevölkerung. Nach einer Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg vom April 2010 spricht sich eine klare Mehrheit der Deutschen (63,8 Prozent) dafür aus, dass Kinder die kirchlichen Sakramente empfangen sollen. Erstaunlich dabei ist, dass mehr als ein Viertel der Befragten, die aus der Kirche ausgetreten oder nie Mitglied einer Glaubensgemeinschaft waren, die Ansicht vertreten, dass Kindern der Glaube an Gott in der Erziehung vermittelt (24,2 Prozent) und sie mit den kirchlichen Riten in Gottesdiensten vertraut gemacht werden sollen (28,5 Prozent). Einer Studie zufolge, ist der Verlust der „gesellschaftlichen Werte“ mit dem Rückgang der christlichen Religionsausübungen einhergehend! Schon Heinrich Böll – nicht gerade einer zu großen Nähe zur Kirche „verdächtig“ – meinte, dass „selbst die allerschlechteste christliche Welt … der besten heidnischen“ vorzuziehen sei, dass der Gedanke an „eine Welt ohne Christus selbst die Atheisten zu Adventisten machen würde“
Die gebetsmühlenartige Forderung nach Abschaffung der Kirchensteuer ist ebenfalls nicht neu. Unbekannt ist anscheinend der Hintergrund ihrer Existenz. Durch die Säkularisierung wurde im 19. Jahrhundert das gesamte Vermögen in der Hand der Kirchen von der öffentlichen Gewalt beansprucht. Der säkularisierte Staat verpflichtete sich im Gegenzug, die Unterhaltskosten für Seelsorge, caritative Einrichtungen (Armenspeisung, Krankenversorgung) und Schulen zu bestreiten. 1848 wurde den Kirchen das Besteuerungsrecht aufgezwungen, um sich staatlicherseits zu entlasten. Obwohl den Kirchen bedingt durch die Kirchenaustritte von Gläubigen die finanziellen Grundlagen wegbrechen, versuchen sie dennoch ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Viele Einrichtungen vor Ort wie Frühförderstellen, Erziehungs- und Eheberatungsstellen, Betriebsseelsorge, Sozialstationen, Essen auf Rädern, Bildungshäuser sowie Jugend- und Familienbildungsarbeit der kirchlichen Verbände mit entsprechend ausgebildeten Fachkräften werden von den Kirchen finanziell gefördert und durch viele begeisterte Ehrenamtliche unterstützt. Vorhandene Räumlichkeiten der meisten Pfarreien werden den Krabbel- und Jugendgruppen kostenlos zu Verfügung gestellt. Zusätzlich befinden sich circa 70% der bayrischen Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft: Die Kommunen sind in aller Regel sehr froh darüber, tragen doch dann die Kirchen bzw. die Caritas den Sachaufwand und einige weitere Kosten. Für die vom Staat Vergessenen oder „ausgesteuerten Habenichtse“ - egal welchen Glaubens - sind kirchliche Stellen oftmals der letzte Rettungsanker.
Wer die Abschaffung der Kirchensteuer fordert, muss sich darüber im Klaren sein, dass trotz leerer Staatskassen Milliarden von Euro zusätzlich in das allgemeine Sozialwesen fließen müssten um die Aufgaben der Kirchen zu bewältigen. Alles andere wäre Heuchelei.
KAB, CAJ und Familienbund fordern daher die öffentlichen Stellen und die Medien dazu auf, in einer fairen Berichterstattung die Probleme innerhalb der Kirchen – aber in angemessenem Umfang auch die vielen positiven Leistungen zu berücksichtigen. Es ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar, wenn durch (gezielte?) Auslassungen und (geschickte?) wertende Adjektive einseitig Stimmung gemacht wird gegen eine Institution, der die gesamte Gesellschaft – bei aller berechtigten Kritik – auch sehr viel zu verdanken hat.
Erdmann Theresia
stellvertr. Diözesanvorsitzende KAB – Katholische Arbeitnehmer-Bewegung
Sprecherin der AG Familie des KAB Diözesesanverbandes Würzburg e.V.
Michael Kroschewski
Diözesanvorsitzender Familienbund der Katholiken (fdk)
Steffen Heppt und Benjamin Schmitt
CAJ - Christliche Arbeiterjugend Diözesanverband Würzburg
Würzburg/Aschaffenburg, 15. Mai 2010
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