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Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel - trotz Arbeit

Podiumsdiskussion im Rahmen der KAB-Arbeitnehmertage – Über die Höhe eines gerechten Lohnes diskutierte eine hochkarätig besetzte Talkrunde im Rahmen des Kreisverbandstages der KAB im Landkreis Würzburg am 27. Oktober 2007 in Estenfeld.  

Seitdem Menschen ihre Arbeitskraft gegen Geld verkaufen, werde diese Frage in der Menschheit diskutiert, leitete die KAB-Kreisvorsitzende Hiltrud Altenhöfer ein. Die Debatte um die Einführung eines Mindestlohnes beschäftigt seit Jahren deutsche Politiker, Wirtschafts- und Gewerkschaftsfunktionäre genauso wie soziale Verbände und die Kirche.

„Die katholische Soziallehre sieht es als Kriterien für einen gerechten Lohn an, dass ein genügsamer rechtschaffener Arbeiter seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie in materieller, sozialer, kultureller und spiritueller Sicht angemessen gestalten kann“, stellte Altenhöfer klar. In vielen Ländern Europas sei jedoch die Situation entstanden, dass Menschen trotz Vollzeittätigkeit mit ihrem Lohn nicht mehr auskommen. Weil „Armut trotz Arbeit“ in unserer Region verhindert werden müsse, beschloss der Kreisverbandstag einen Antrag zum Engagement für Existenz sichernde menschenwürdige Löhne. Die KAB des Landkreises Würzburg wird sich bei den Bundestagspolitikern der Region für die Einführung von Mindestlöhnen in Deutschland einsetzen. Sie sieht hierfür die Untergrenze bei 8,50 Euro brutto pro Stunde.

Mit MdB Paul Lehrieder von der CSU war einer der angesprochenen Bundespolitiker vor Ort. Aufgrund seiner Tätigkeit im Ausschuss für Arbeit und Soziales war er gar besonders qualifiziert. „Ich bekomme dieses Thema in meinen Bürgersprechstunden hautnah mit, aber ich wehre mich gegen das Diktat der Politik über Arbeitnehmer und Arbeitgeber“, so Lehrieder. Für derartige Verhandlungen seien Gewerkschaften da, die Politik müsse nur bei Missbrauch eingreifen. Lehrieder sprach dabei die Ausbeutung von Praktikanten, die Problematik der Offenbarungen von so genannten „Aufstockern“ oder die Höhe der Löhne im Dienstleistungsbereich im Bezug auf den globalen Wettbewerb an. Im Übrigen sei mit Hartz IV bereits eine Lohngrenze gezogen worden und die hohen Staatsschulden dürften grundsätzlich nicht vergessen werden.

Eugen Hain von der Würzburger Arbeitsagentur kennt die Diskussion um Armutslöhne, Verlierer auf dem Arbeitsmarkt, die Schwächen des Sozialsystems und den Wunsch nach einem Eingreifen des Staates nur zu gut. „Wir haben erkannt, dass der Aufschwung in Deutschland dieses Problem nicht löst. Alle Arbeitgeber wollen nur die Besten, die Spitzenleute einstellen und berufliche Biografien werden immer brüchiger“, stellte Hain fest. Er sehe jedoch keinen Königsweg in der Diskussion um Mindestlöhne in ganz Deutschland. „Es gibt keine Lösungen ohne Opfer, ich habe deshalb keine abschließende Meinung“, meinte Hain und sprach von „ausgesprochener Brisanz“ und „Bereitschaft zum Teilen“.

Auch Estenfelds Bürgermeister Michael Weber fühlt sich hin und her gerissen. Er wisse um viele familiäre Situationen im Dorf, aber als Chef der Kommune müsse er etwa bei Auftragsvergaben auf niedrige Kosten achten. Im Kontrast zu Lehrieder, Hain und Weber brachten sich Betriebsseelsorger Klaus Köhler sowie ver.di Gewerkschaftssekretär Peter Baumann geradezu leidenschaftlich für Mindestlöhne ein. „Kapitalismus ist nicht gottgegeben, er streicht nicht einfach über unser Land. Die soziale Kälte wird von Menschen gemacht. Die Gier nach Mehr hat sich in der Gesellschaft breit gemacht, die Gewinnerwartung von Firmen steigt“, so Köhler. Der Ansatz und die Forderung von Christen und der KAB sei ein anderer. Sie fragen: „Was dient dem Menschen? Wie können wir dazu beitragen, dass sich diese Misere ändert? Wollen wir ökologisch sauber produzierte Waren?“

Auch Peter Baumann vertrat die Vision von einer anderen Gesellschaft. Immer öfter würden Gewerkschaftsverträge unterlaufen, immer mehr würden Familienväter verzweifelt das Herz bei ihm ausschütten. „Wir müssen Bündnisse schließen gegen diejenigen, die aus Geld immer mehr Geld machen wollen“, forderte er. „Dieses Land ist reich, es ist möglich“ meinte Baumann im Hinblick auf die Ausgaben etwa für den Eurofighter und sprach von „moralischen Werten“, nach denen sich die Gesellschaft ausrichten müsse.

Irene Konrad

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