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Vision von einer besseren Arbeitswelt

Kettelerpreis 2015 geht an Christliche Arbeiterjugend (CAJ) Deutschland und CAJ-Landesarbeitsgemeinschaft Bayern – Projekt „Fair statt prekär“ nimmt die Arbeitswelt junger Menschen in den Blick – Generalvikar Keßler: Den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen

Würzburg (POW) Für ihr Projekt „Fair statt prekär“ sind die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) Deutschland und die CAJ-Landesarbeitsgemeinschaft Bayern mit dem Kettelerpreis 2015 der Stiftung Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung (ZASS) der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschland ausgezeichnet worden. Bei einer Feierstunde im Würzburger Burkardushaus am Sonntag, 29. November, nahmen Vertreter der beiden Jugendverbände den mit 5000 Euro dotierten Preis entgegen. Die Preisverleihung stand unter dem Thema „Humanisierung der Arbeitswelt“. Der Kettelerpreis erinnert an den Mainzer „Arbeiterbischof“ Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877), der durch seine Parteinahme für die Arbeiterschaft die katholische Sozialpolitik begründet hat.

Das Projekt „Fair statt prekär“ habe die Arbeitswelt der jungen Menschen in den Mittelpunkt gestellt, sagte Mechthild Hartmann-Schäfers, wissenschaftliche Mitarbeiterin von ZASS. „Sie setzen sich für eine Humanisierung der Arbeitswelt ein, ausgehend von der Überzeugung, dass jeder Mensch berufen ist, die Welt mitzugestalten.“ Mit ihrem Projekt habe die CAJ deutlich gemacht, dass die derzeitigen Bedingungen der Lohnarbeit „kein individuelles, sondern ein systemisches Problem unserer Zeit“ seien, zitierte Hartmann-Schäfers aus der Begründung.

CAJ-Bundesvorsitzende Sarah Prenger dankte allen, die sich für das Projekt eingesetzt haben. „Wir sind Eure Gegenwart“, sagte sie an die Gäste der Feier gewandt. „Wenn wir keine Familie gründen können, weil wir nicht planen können, dann ist das ein Problem von uns allen.“ In einem kurzen Filmbeitrag wurden verschiedene Aktionen vorgestellt, die im Rahmen des Projekts durchgeführt wurden. Junge Menschen stellten in kurzen Statements vor, was sie unter fairen Arbeitsbedingungen verstehen. „Es ist wichtig, dass jeder Mensch die Chance hat, seine Zukunft zu planen“, sagte etwa eine junge Frau. Weitere Antworten waren „dass man nicht ausgebeutet wird“ oder „dass man miteinander Probleme lösen kann“. Der Film schloss mit Visionen von einer gerechten Arbeitswelt. Dazu gehören für die CAJ unter anderem fairer Lohn, Mitgestaltung, Wertschätzung und gleiche Chancen.

„Im Erwerbsleben machen immer mehr Menschen die Erfahrung: Angst essen Seele auf“, sagte Dieter Wagner, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung ZASS. Viele könnten im Wettkampf um einen Arbeitsplatz nicht mehr Schritt halten. „Es ist höchste Zeit, den Diskurs um die Humanisierung der Arbeit neu zu entfachen“, sagte Wagner. „Es geht um ein lebens- und menschenfreundliches Bild der Erwerbsarbeit. Wir arbeiten, um leben zu können, und nicht umgekehrt.“

Arbeitsbedingungen, wie sie zu Zeiten von Bischof Ketteler herrschten, würden in der Welt immer noch vorkommen, sagte Generalvikar Thomas Keßler. Weltweit gebe es Arbeitsverhältnisse, in denen die Menschen „oft fürchterlich leiden müssen“. Es sei eine Aufgabe für Kirchen und kirchliche Verbände weltweit, den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen. „Es gehört zu unserem Dienst an der Gesellschaft, dafür einzutreten und auch als kirchlicher Arbeitgeber glaubwürdig zu sein“, sagte Keßler und wünschte der KAB Gottes Segen für ihr weiteres Wirken.

„Ich finde es großartig, dass Sie als junge Menschen sich für eine humane Arbeitswelt engagieren“, sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Die derzeitige hohe Beschäftigung sei zulasten der Qualität der Arbeitsverhältnisse gegangen. Als Beispiele nannte er die starke Zunahme der Teilzeit- und Leiharbeit. „Die Einkommen reichen oft nicht zur Existenzsicherung aus. Doch jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, die ein Leben in Würde ermöglicht.“

Die bisherigen Ansätze, die Arbeit zu humanisieren, seien nicht mehr als „Pflaster für eine verwundete Gesellschaft“ gewesen, sagte Professor Dr. Friedhelm Hengsbach, Jesuit und emeritierter Professor für Christliche Gesellschaftsethik. Auch eine soziale Marktwirtschaft sei immer eine kapitalistische Markwirtschaft, betonte er: „Alles andere ist Verschleierung.“ In seinem Festvortrag „Humanisierung der Arbeitswelt“ beschäftigte er sich unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ unter anderem mit der Digitalisierung der Arbeitswelt. Dabei sollten Menschen von Routinetätigkeiten entlastet werden und sich auf „wertschöpfende“ Arbeiten konzentrieren. Die Rede sei von einer neuen Balance von Erwerbsarbeit und Familie. „Das klingt ja zunächst gut“, sagte Hengsbach. Doch werfe es auch Fragen auf, etwa nach den Grenzen der Erreichbarkeit, der Gesundheit der Menschen oder dem Datenschutz. Ein großes Thema seitens der Gewerkschaften sei auch der Schutz der älteren Arbeitnehmer.

Jazzpianistin Christiane Dehmer (Würzburg) begleitete die Preisverleihung am Klavier.

Der Kettelerpreis wird seit 2006 von der Stiftung ZASS für herausragendes und beispielhaftes soziales Engagement verliehen. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, Projekte oder Initiativen, die sich für die Zukunft der Arbeit oder der sozialen Sicherung einsetzen. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.kettelerpreis.de. Informationen zum Projekt „Fair statt prekär“ gibt es unter www.caj.de.

sti (POW)

(4915/1255; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

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